Sex matters! Ist Journalismus für die Generation Z schon Aktivismus?

Timm Giesbers, Lea Brockmann

Zusammenfassung
Gender, LGBTQ+ und Diskriminierung bewegen die Gen Z und wer für sie Journalismus macht, muss sich positionieren. Aber wie können wir dabei kritisch bleiben? Das Team von reporter (funk) stellt sich die Frage, wo Aktivismus anfängt und wie man mit klaren journalistischen Standards frei von Stereotypen über diskriminierte Gruppen berichten kann.
Vortrag
Deutsch
TINCON
Conference

Für viele junge Menschen, die zur Generation Z zählen, sind Gender, Sexualität und Gleichwertigkeit Grundsatzthemen. Deshalb machen wir von reporter für unsere Communitys auf Youtube, Snapchat, Instagram und Facebook häufig Reportagen wie die über schwangere Trans*männer, “Konversionstherapien”, die Superstraight-Debatte oder queere Schönheitsideale. Weil unsere Community danach fragt aber auch, weil wir unsere Aufgabe darin sehen, Minderheiten sichtbar zu machen und gesellschaftliche Debatten anzuregen. Doch wie können wir glaubhaft aber kritisch mit der Community über die Community sprechen? 

Wir von reporter respektieren unsere Protagonist:innen nicht nur, sondern bestimmte Werte sind für uns nicht verhandelbar. Gleichzeitig wollen wir Debattenräume eher eröffnen als schließen. Deshalb fragen wir uns in der reporter-Redaktion beinahe täglich: Wo verläuft die rote Linie zwischen Berichterstattung und Aktivismus? 

Als Teil von funk ist es uns wichtig, journalistisch-kritisch vorzugehen und mit professioneller Distanz zu berichten. Gleichzeitig offenbaren wir in unseren Filmen, dass wir als Menschen selbst mitfühlen. Statt einer niemals erreichbaren Objektivität wollen wir professionelle Subjektivität mit Raum für andere Deutungen. Wir weisen auf Missstände hin und benennen Diskriminierung, wo wir sie erleben. Das geht aber nur glaubhaft, wenn wir selbst Stereotype nicht reproduzieren und Diskriminierungen in der eigenen Berichterstattung reflektieren. 

Besonders beim Thema LGBTQ können und wollen wir nicht neutral sein: Auch in der Redaktion von reporter arbeiten queere Menschen - selbstverständlich auch vor der Kamera. Was bedeutet es dann, wenn wir als Journalist:innen selbst zu Betroffenen und spätestens dann auch als Aktivist*innen wahrgenommen werden? 

Wir möchten in unserem Beitrag transparent machen, wie wir in der Redaktion darüber diskutieren - und welche Tools und Standards wir uns erarbeitet haben. Wir berichten aus unserem Redaktionsalltag, wie wir zu unseren Themen und deren Umsetzung kommen. Und wir nehmen das Publikum mit in unsere internen Debatten - so möchten wir gemeinsam mit der Audience unsere Haltung zum Spannungsfeld zwischen Aktivismus und Journalismus offen diskutieren.

Reporter Timm Giesbers, Außenaufnahme
Host reporter
Profilbild Lea Brockmann
Redakteurin reporter