Kübra Gümüşay

Eine Frau in Hijab und gelbem Schal verschränkt die Arme und lächelt in die Kamera.
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Floarian Bachmann

Wie können wir reale Utopien verwirklichen? Wie gelingt es, nicht nur die Realität zu analysieren, sondern mit Blick auf die Zukunft zu handeln? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die 1988 in Hamburg geborene Schriftstellerin und politische Aktivistin Kübra Gümüşay. 2022/3 ist sie Senior Fellow der Mercator Stiftung und untersucht am Centre for Research in Arts, Humanities and Social Sciences (CRASSH), am Leverhulme Centre for the Future of Intelligence und als Visiting Fellow am Jesus College an der University of Cambridge die Frage, unter welchen Bedingungen die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft möglich ist.

Kübra studierte Politikwissenschaften in Hamburg und an der Londoner School of Oriental and African Studies. Sie war Kolumnistin der taz und stand mehrfach auf der re:publica-Bühne: Im Jahr 2016 machte sie sich in ihrem Talk „Organisierte Liebe“ dafür stark, dass Liebe im Netz lauter wird – denn Schweigen sei angesichts des lauten Hasses eine Zustimmung. Seitdem kehrt sie regelmäßig zur re:publica zurück – u.a. 2017, 2018 und 2020. Außerdem ist Kübra Initiatorin zahlreicher preisgekrönter Kampagnen und Organisationen, u.a. des feministischen Co-Creation Spaces eeden in Hamburg, der feministischen Research- und Advocacy-Organisation future_s oder des Bündnisses #ausnahmslos, das 2016 mit dem Clara Zetkin Frauenpreis ausgezeichnet wurde. Ihr Blog ein-fremdwoerterbuch.com wurde 2011 für den Grimme Online Award nominiert. Das Magazin Forbes zählte sie 2018 zu den Top 30 unter 30 in Europa. 

Kübra Gümüşays erstes Buch wurde gleich zum Bestseller: In „Sprache und Sein“ geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Es geht um die Suche nach Räumen, in denen die drängendsten Probleme und Herausforderungen unserer Zeit konstruktiv und zukunftsgewandt diskutiert werden können. Dabei folgt Kübra der Sehnsucht nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse –­ anders miteinander kommunizieren? Angesichts gegenwärtiger Krisen macht sich der Mangel an Räumen des öffentlichen konstruktiven Denkens mit Platz für Zögern und Zweifeln bemerkbar. Was braucht es für diese Räume? Wie könnte eine konstruktive Diskurskultur aussehen, die sich vor polarisiert verhandelten Themen nicht scheut, aber es schafft, sie zukunftsgewandt zu diskutieren? Was brauchen wir für die öffentliche Diskurskultur, um den Facettenreichtum vieler Perspektiven einzubinden sowie diese inklusiv und zugänglich zu gestalten?