re:publica 25
26.-28. Mai 2025
STATION Berlin
In letzter Zeit gewinnen wir immer mehr Erkenntnisse darüber, wie sehr extrem Wohlhabende zur Klimakatastrophe beitragen: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursacht so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die ärmsten zwei Drittel der Welt. Dabei sind nicht nur Luxusvillen, Megayachten und Privatjets gewaltige Emissions-Verusacher, sondern auch das Vermögen der Superreichen selbst, das aufgrund der Rendite oft in umweltschädliche Unternehmen investiert wird.
Sebastian Klein schreibt: „Exzessiver Reichtum ist nichts Positives. Er ist das Symptom eines Systems, das dringend eines Updates bedarf.“ Er ist davon überzeugt, dass die zunehmende Vermögenskonzentration einen schädlichen Einfluss auf unsere Gesellschaft hat und die Demokratie gefährdet. Da er befürchtet, dass größere politische Veränderungen noch eine Weile dauern werden, möchte er auf der re:publica 24 zeigen, dass wir die notwendigen Veränderungen – zumindest teilweise – auch selbst in die Hand nehmen können.
Sebastian Klein ist Psychologe, Unternehmer und Autor. Er hat unter anderem die Sachbuch-App Blinkist und das Magazin Neue Narrative mitgegründet. Als Blinkist 2023 verkauft wurde, entschied er sich dazu, 90% seines Privatvermögens aufzugeben und der Gemeinnützigkeit zu widmen. Sebastian hält die steigende Ungleichheit für ein unterschätztes Problem und wollte nicht länger Teil dieses Problems, sondern lieber Teil der Lösung sein. Mit Karma Capital entwickelt er einen gemeinwohlorientierten Investment-Fonds, mit dem er regeneratives Kapital dahin bewegen will, wo es einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen kann. Er ist außerdem Teil von taxmenow, einer Initiative von Vermögenden, die sich für ein faireres Steuersystem einsetzt.
Wir freuen uns auf inspirierende Diskussionen auf der #rp24 mit Sebastian über das Thema Verantwortungseigentum.
#WhoCares: Ein Interview mit Sebastian Klein.
Das Motto der re:publica 24 lautet „Who cares?“. Um wen oder was kümmerst du dich gerade?
Ganz praktisch gesehen, kümmere ich mich um die beiden Organisationen, die ich gerade aufbaue: Neue Narrative und Karma Capital. Daneben bin ich noch an einigen Stellen aktivistisch unterwegs, für fairere Steuern oder die Mobilitätswende zum Beispiel. Dabei geht es mir um Anliegen, von denen ich denke, dass sie helfen würden, eine bessere Gesellschaft für uns alle zu schaffen.
Worum kümmern wir uns zu wenig als Gesellschaft?
Unsere Gesellschaft ist im Moment sehr stark darauf ausgelegt, dass es dem Kapital gut geht, nicht den Menschen. Das sieht man schon daran, dass wir das BIP zu unserer obersten Zielgröße gemacht haben, und das BIP misst nicht, wie gut es den Menschen, sondern dem ökonomischen Kapital geht. Entsprechend bleiben die Menschen, zumal die ohne Vermögen, auf der Strecke. Und natürlich auch die Natur, die Kunst, Freundschaft, die Gesellschaft als Ganzes. In diesen hyperkapitalistischen Zeiten ist all das zur Verwertungsmasse der großen Unternehmen und der Überreichen geworden. Für mich ist es daher an der Zeit, die Gesellschaft wieder so umzugestalten, dass es zuerst um die Menschen geht und nicht um das Kapital.
Gibt es eine Person, Bewegung oder Institution, die dich beeindruckt, da sie sich für etwas besonders einsetzt?
Mich inspirieren alle, die sich trauen, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Alle, die sich für die Mobilitätswende einsetzen, alle, die für Klimaschutz auf die Straße gehen oder den Reichen die Stirn bieten und sich für fairere Bedingungen einsetzen. Mich freut es zu sehen, dass es Initiativen wie Taxmenow gibt, die Bürgerbewegung Finanzwende oder das Netzwerk Steuergerechtigkeit. Alle drei haben für mich eine Vorreiterrolle im Kampf um eine gerechtere Gesellschaft, daher bin ich auch froh, alle drei auf die eine oder andere Art unterstützen zu können.
Vom Blinkist-Exit zum Multimillionärs-Exit: Warum Sebastian Klein 90% seines Privatvermögens aufgab
Sebastian Klein, Aileen Puhlmann