#rp24-Sprecherin Mercy Mutemi: Die digitale Zukunft Afrikas einklagen

08.05.2024 - Die Anwältin kämpft vor Gericht für eine faire Internet- und Technologiepolitik.
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Mercy trägt kinnlange Haare, ein pinkes Oberteil und eine schwarze Weste

Das derzeitige Engagement von Big Tech in Afrika erinnert an die Kolonialzeit. Zu erkennen ist das an der Art und Weise, wie Inhalte auf Social-Media-Plattformen moderiert werden – oder was gefährliche Algorithmen auf dem Kontinent anrichten können, wie wir in Äthiopien gesehen haben.

Nach Ansicht der Anwältin Mercy Mutemi muss sich das so schnell wie möglich ändern: Wenn nicht ausreichend in die Content Moderation und in die Verbesserung von Algorithmen investiert wird, führt dies zum beispiellosen Schaden. Auf der re:publica 24 werden wir gemeinsam einige der wichtigsten Fälle diskutieren, die derzeit vor Gericht verhandelt werden, um die mangelnde Rücksichtnahme von Big Tech auf afrikanische Nutzer*innen und Gemeinschaften kritisch zu beleuchten.

Mercy Mutemi ist geschäftsführende Partnerin bei Nzili & Sumbi Advocates und widmet sich Fällen, die unsere digitale Zukunft gestalten. Sie ist aktuell die führende Anwältin in einem Fall, in dem es darum geht, inwiefern der Facebook-Algorithmus gefährliche und aufstachelnde Inhalte bevorzugt und afrikanische Nutzer*innen diskriminiert. Gleichzeitig vertritt sie drei Arbeitsrechtsfälle von Facebook- und TikTok-Moderator*innen, die durch die Moderation von Inhalten psychisch geschädigt wurden. Ihre Vision ist es, für faire und verantwortungsvolle Technologie in afrikanischen Ländern zu kämpfen.

Derzeit führt sie zudem einen Prozess, in dem sie die Gerichte auffordert, den Internetzugang in Kenia zu einem Grundrecht zu erklären. Sie setzt sich auch für die Wahrung des Rechts auf freie Meinungsäußerung im Internet ein. Außerdem klagt Mercy derzeit vor Gericht gegen die Fake-News-Straftatbestände im Computer Misuse and Cybercrimes Act, die dazu benutzt werden, die Bürger*innenbeteiligung durch Verhaftung Andersdenkender einzuschränken. Sie vertritt lokale und internationale Medienhäuser, die verklagt wurden, weil sie investigative Artikel veröffentlicht haben, die Menschenrechtsverletzungen aufdecken. Mercy wurde als eine der Top 40 Under 40 Women in Kenia aufgeführt und vom Time Magazine als eine der Top 100 Next Emerging Leaders geehrt.

Auf der #rp24 freuen wir uns auf spannende Einblicke in die Fälle von Mercy und ihren Kolleg*innen auf dem afrikanischen Kontinent und darauf zu erfahren, wie sie unsere digitale Zukunft neu gestalten.
 

 

#WhoCares: Ein Interview mit Mercy Mutemi.

Das Motto der re:publica 24 lautet „Who Cares?“. Um wen oder was kümmerst du dich gerade?

Um Arbeitskräfte, die für KI-Technologien Labels und Anmerkungen erstellen.

Worum kümmern wir uns zu wenig als Gesellschaft?

Um die Jugend auf dem afrikanischen Kontinent, die für Big Tech ausgebeutet wird.

Gibt es eine Person, Bewegung oder Institution, die dich beeindruckt, da sie sich für etwas besonders einsetzt? 

Die Arbeitskräfte, die in Kenia KI-Arbeit leisten, haben sich zusammengeschlossen, um sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Das ist eine reine Graswurzelbewegung, und ich bin sehr daran interessiert, sie in jeder Hinsicht zu unterstützen. 

Worüber möchtest du auf der re:publica sprechen?

Über Content Moderation. Wie können wir Big Tech dazu zwingen, sich um die Algorithmen zu kümmern, denen sie afrikanische Nutzer aussetzen?